Für angehende Lehrerinnen und Lehrer des Fachs Politik & Wirtschaft stellt der digitale Strukturwandel eine inhaltliche und auch methodische Herausforderung dar. Im Seminar wollen wir diese Herausforderung kritisch analysieren und bewerten, sie uns aber auch aus didaktischer Perspektive für eine mögliche Unterrichtsgestaltung nutzbar machen.

Zum einen sind Lehrkräfte auf inhaltlicher Ebene gefordert, die komplexen, durch die Digitalisierung hervorgerufenen, Transformationsprozesse zu analysieren und zu beurteilen und schülerorientierte Zugänge zu entwickeln. Inhaltliche Aspekte können negative Begleiterscheinungen des digitalen Strukturwandelns sein, wie beispielsweise Fake News, Verschwörungsmythen, die Verbreitung von antisemitischen, rassistischen und sexistischen Narrativen und Hassbotschaften. In den Blick können aber auch die Ökonomisierungslogik bzw. Profitorientierung der Social-Media Plattformen genommen werden, die signifikanten Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse, z.B. in Wahlkämpfen haben. Zudem lässt sich ein schwindender Einfluss von Leitmedien (4. Gewalt) hin zu einer sog. Twitter-Öffentlichkeit diskutieren. Gleichzeitig lassen sich Chancen und Möglichkeiten einer deliberativen Beteiligungskultur (Habermas) im intermediären System anhand von konkreten Beispielen wie #metoo, #blm oder #fff in den Blick nehmen, bei der marginalisierte Minderheiten klassisches Agenda-Setting betreiben.

Auf einer zweiten, methodischen Ebene wollen wir uns praxisnah mit digitalen Möglichkeiten im Politik & Wirtschaft Unterricht auseinandersetzen. Dabei können digitale, kollaborative Lehr-Lern-Management-Systeme, verschieden Videokonferenzsysteme, digitale Tools für intelligente Übungsphasen oder Umfragetools aber auch digitale, kollegial-kooperative Möglichkeiten zur Unterrichtsvorbereitung kennengelernt werden. Bei all diesen Themen ist es notwendig, die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen in den Blick zu nehmen, um aktivierende Unterrichtssettings und Szenarien entwerfen zu können.

Als Grundverständnis dient eine demokratische und konstruktivistische Unterrichtskultur, in der Schülerinnen und Schüler zu Produzentinnen und Produzenten eigener, digitaler Lernprodukte werden können (z.B. mit Podcasts, Lernvideos, Präsentationswebseiten, Portfolios etc.) und eine reflektierte Medienkompetenz erreichen (vgl. KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“). Themen wie Datenschutz und Datensicherheit müssen dabei mitbedacht werden.