Mit seinem aktuellen, weit ausgreifenden zweibändigen Werk, das auch schon als sein drittes Opus magnum bezeichnet wird, schreibt Jürgen Habermas “auch eine Geschichte der Philosophie”: Er arbeitet heraus, wie die Philosophie in der Tradition der griechischen Antike sich einerseits zunehmend vom religiösen Glauben emanzipiert, andererseits in Form von Lernprozessen viele wichtige Begriffe und Ideen insbesondere der jüdisch-christlichen Tradition transformiert und in sich aufgenommen hat, die für uns unverändert wichtig sind. Das Begriffspaar von Glauben und Wissen in seiner historischen Entwicklung dient Habermas insofern als ein Schlüssel zum Verständnis des säkularen, nachmetaphysischen Selbstbilds der Philosophie, die wesentlichen Anliegen der Aufklärung verpflichtet bleibt. So ist diese “Geschichte" zugleich der Versuch einer Standortbestimmung der Philosophie, die ihren Anspruch auf vernünftige Kritik und Gestaltung der Gesellschaft nicht aufgegeben hat, sondern weiter selbstbewusst vertreten will. In diesem Seminar werden wir das Werk in Auszügen lesen und kritisch diskutieren, wobei die genauere Bestimmung der Lern- und Aneignungsprozesse sowie die Frage, was Philosophie heute noch ist und sein kann im Mittelpunkt steht.