Seminar für Lehramtsstudierende (Bildungswissenschaften) im Sommersemester 2022

Die Koppelung von Bildung und Herkunft gilt als ein relevantes und aktuelles Thema der Bildungsforschung. Je nach sozialer oder
ethnischer Herkunft unterscheiden sich die Bildungserfolge von Schüler*innen. Verantwortlich für eine solche Bildungsungleichheit
sind verschiedene Aspekte. Auch Lehrkräfte sind in der Verantwortung, durch ihr professionelles Handeln Bildungsungleichheiten
entgegenzuwirken und alle Schüler*innen unabhängig von ihrer Herkunft bestmöglich zu fördern. Um Unterricht professionell gestalten zu können, lernen Lehrkräfte während ihres Studiums Theorien und Befunde kennen, die ihnen dabei helfen sollen. Dieser
Anspruch ist eingebettet in eine Vorstellung von einer evidenzorientierten Bildungspraxis, über die politisch und wissenschaftlich in
den letzten Jahren viel diskutiert wurde und dabei helfen kann, Bildungsungleichheit zu reduzieren. Die Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den eigenen Unterricht ist allerdings nicht immer leicht zu bewerkstelligen und erfordert sinnvolle Konzepte. Im Seminar wird zunächst ein Überblick über einschlägige Theorien und Forschung zur Bildungsungleichheit vermittelt. Diese
werden insbesondere im Hinblick auf die eigene Bildungsbiographie und ihren Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung reflektiert. Es werden im Seminar zudem Grundlagen der Evidenzorientierung, z.B. Modelle zur Theorie-Praxis-Relation sowie Kenntnisse der Recherche und Bewertung empirischer Studienbefunde mit dem Ziel einer begründeten Entscheidungsfindung behandelt.
Diese Grundlagen werden zusammengeführt, so dass Studierende wissenschaftliche Erkenntnisse zu Bildungsungleichheiten für
ihre eigene Professionalisierung und die Gestaltung von Unterricht heranziehen und umsetzen können. Dazu werden in praktischen
Übungen 1) eine empirisch fundierte Urteilsbildung über zentrale bildungspolitische Kontroversen angeleitet, 2) die Nutzung von
Daten und Diagnoseinstrumenten für den Umgang mit Heterogenität im eigenen Unterricht thematisiert, sowie 3) eine informationsgestützte Reflexion von ungleichheitsrelevanten Situationen im Unterricht eingeübt.