Das Seminar legt den Fokus auf die Verfahren von ›Wiedererzählen und Übersetzen‹ als grundlegenden Konstanten des literarischen Umgangs mit Vorlagenmaterial. Dabei bietet sich gerade der Blick auf die Rezeption von Vergils ‚Aeneis‘ im deutschen Sprachraum an: Im späten 12. Jahrhundert erstmals als ‚Gründungstext‘ des höfischen Romans für die deutschsprachige Tradition erschlossen, übersetzt Thomas Murner die ‚Aeneis‘ um 1500 erstmals ins Deutsche (Druck: Straßburg 1515): Obwohl beide Werke denselben Stoff als Grundlage haben, bieten sie im Ergebnis völlig unterschiedliche Narrative.

Genau hier will das Seminar ansetzen. Ziel soll es sein, ausgewählte Passagen der deutschen Texte vergleichend zu lesen und die jeweiligen Strategien der Antikerezeption zu analysieren. Dazu zählen auch maßgeblich die medialen Vermittlungsformen in Text und Bild, Handschrift und Druck, an den sich die überlieferungs- und kulturhistorischen Bedingungen des Literaturtransfers aufzeigen lassen.

Montag, 12-14 Uhr - SH 1.106 (Campus Westend)

GER Q-5 1+2; O 1.1+2+3; LA: L3 FW 6.1; L2 FW4.1; L5 FW 4.1