Das Erzählen von den Eroberungszügen Alexanders des Großen, vom Fall der sagenumwobenen Stadt Troja und seinen Folgen steht am Beginn der deutschsprachigen Literatur in der epischen Großform. Dabei werden Stoffe antiken Ursprungs in die deutsche Sprache übertragen, die in der lateinischen Literatur des Mittelalters zu den sog. ‚Bestsellern‘ der Handschriftenproduktion zählen. Dieser Übertragungsprozess ist grundlegend von demjenigen der Übersetzung im engeren Sinne zu unterscheiden, die sich, so die wegweisende und nicht minder kontroverse Differenzierung Franz Josef Worstbrocks (1999), erst in der Frühen Neuzeit herausbildet.

Ziel der Vorlesung ist es, am Beispiel der Antikerezeption im deutschen Sprachraum die Praktiken des ›Wiedererzählens und Übersetzens‹ in den Blick zu nehmen: Exemplarisch wird dabei der Umgang mit antiken Stoffen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Forschungsdiskussion aufgezeigt. So kommen Kontinuitäten und Brüche in den Blick, die die Problematik auch heute noch aktuell halten.

Montag, 16-18 Uhr - IGF NG 1.741b

GER Q 1.1+2; GER Q-5 1+2; O 1.1+2+3; LA: L3 FW 6.1, 7.1; L2 FW 4.1; L5 FW 4.1; MA-1+5+6

Literatur:

Elisabeth Lienert: Deutsche Antikenromane des Mittelalters. Berlin 2001 (Grundlagen der Germanistik 39).

Regina Toepfer/J. Klaus Kipf/Jörg Robert: Einleitung. Humanistische Antikenübersetzung und frühneuzeitliche Poetik in Deutschland (1450–1610). In Humanistische Antikenübersetzung und frühneuzeitliche Poetik in Deutschland (1450–1620), hg. von Regina Toepfer/J. Klaus Kipf/Jörg Robert. Berlin/Boston 2017 (Frühe Neuzeit 211), S. 1–24.

Franz Josef Worstbrock: Wiedererzählen und Übersetzen, in: Mittelalter und Frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche und Neuansätze, hg. von Walter Haug. Tübingen 1999 (Fortuna vitrea 16), S. 128–142.