Eine literarästhetische Lesehaltung anzubahnen sollte ein Ziel des Literaturunterrichts sein. Eine solche Lesehaltung ist geprägt durch Offenheit gegenüber auch sperrigen literarischen Texten, gegenüber dem eigenen und dem Verstehen anderer, ist geprägt durch Aufmerksamkeit auf sprachliche Gestaltung und durch das reflexive Engagement, imaginativ und emotional in die dargestellte Welt einzutauchen.
Allerdings widerspricht eine solche Lesehaltung der institutionellen Rahmung des Schulalltags: In der Regel wird dort bekanntlich ausdrücklich oder implizit eine zweckorientierte Haltung gefordert, beispielsweise durch vorgängige Aufgaben und erwartete Kontrollen - auch im Literaturunterricht. Der grundsätzliche Widerspruch zwischen der Selektionsaufgabe der Institution Schule und ihrem Ziel der Persönlichkeitsbildung macht sich hier geltend.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit dem Spannungsfeld literarischer Bildung im kompetenzorientierten Literaturunterricht. U.a. widmen wir uns den Fragen, was eine literarästhetische Lesehaltung gegenüber einer zweckorientierten Haltung auszeichnet? Welche Fähigkeiten weisen kompetente Literaturleser auf? Welche Textpotenziale erweisen sich als interessant für das literarische Lernen? Wie gelingt kompetenzorientierter Literaturunterricht, der auch den Anteil subjektiver Reflexion im Blick hat?
- Trainer/in: Tina Schulze