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Inhalt: Die Abkehr vom privaten Automobil hin zur nachhaltigen Mobilität ist nicht
nur in der Wissenschaft, sondern auch der Öffentlichkeit ein seit Jahren viel
diskutiertes Thema. Die multiplen Krisen unserer Zeit unterstützen diese Bestrebung nach einer sozial-ökologischen Transformation und verdeutlichen
die Notwendigkeit nach der Überwindung der jahrzehntelangen automobilen
Pfadabhängigkeiten urbaner Verkehrsplanung und -politik (Manderscheid
2022). Trotz aller Dringlichkeit und dem vorhandenen Wissen über die negativen Folgen des Autoverkehrs für Mensch und Umwelt ist die Liebe zum Automobil (Sachs 1984) auf den Straßen und in den Köpfen jedoch immer noch
deutlich sicht- und spürbar und verhindert eine Kehrtwende im Sinne der Verkehrs- und Mobilitätswende (Canzler 2020). Dabei wird deutlich, dass sich
Verkehr und Mobilität nicht nur mittels bestimmter Politiken, Gesetze sowie
Raum- und Infrastrukturen steuern und planen lässt, sondern auch die Menschen selbst sowie deren Mobilitätskontexte Einfluss darauf nehmen (Jensen
2013). Somit braucht es zur Erklärung der (Un-)Veränderbarkeit autoabhängiger Mobilität sowie der Rolle des Automobils in unserer Gesellschaft nicht nur
die Betrachtung der Perspektive ‚von oben‘, sondern gleichermaßen ein Verständnis der Perspektive ‚von unten‘. In diesem Sinne bieten die Sozialen
Praktikentheorien den Vorteil, dass sie auf der einen Seite die individualistische Interpretation von Mobilität (-sveränderungen) sowie auf der anderen
Seite das strukturalistische Verständnis des Mobilitätsverhaltens überwinden (Kent 2021; Shove et al. 2012).
Mit Hilfe dieses Blickes fragt das Seminar, unter welchen Bedingungen nachhaltige Mobilitätsvisionen gesellschaftlich akzeptiert werden? Welche Materialitäten, Kompetenzen und Bedeutungen wirken für die Etablierung autounabhängiger Mobilitätspraktiken unterstützend? Welche wirken wiederum
hemmend und offenbaren Herausforderungen, Probleme, Widersprüche und
Konflikte? Zu Beginn des Seminars widmen wir uns den theoretischen Zugängen der Praktikentheorien, um diese im Seminarverlauf auf Studien der Mobilitätsforschung zur Transformation von Verkehr und Mobilität anwenden zu
können. Im zweiten Teil des Seminars beschäftigen wir uns also verstärkt mit
anwendungsorientierten Fragestellungen und hinterfragen verschiedene Fallbeispiele der Verkehrs- und Mobilitätswende auf Grundlage der erlernten
Theorie.
- Trainer/in: Sina Selzer
- Trainer/in: Lea Theis