Das Komische ist ein sonderbares Phänomen. Warum empfinden wir Lust, wenn uns, sei es in lebensweltlich-situativen Kontexten oder sei es im Zusammenhang mit künstlerischen Darstellungen, Hemmungen und Widersprüche begegnen, die sich unmittelbar in Nichts auflösen, wenn wir uns mit Sprechakten konfrontiert sehen, die sich selbst dementieren, oder wenn wir auf grotesk-verzerrte Körper und Formen treffen, deren Anblick uns seltsam vergnügt? Warum lachen wir, wenn in einer komischen Inversion der Realverhältnisse Mäuslein Jerry Kater Tom nach allen Regeln der Kunst traktiert, wobei sich Tom ebenso unmittelbar wie unverständlicherweise von seinen Blessuren erholt und sich aufs Neue quälen lässt, so als sei nichts gewesen? Und bedeutet wiederum die Aufhebung von Widerständen einen Triumph der komischen Darstellung über die ‚Realität‘ oder nicht vielmehr der komischen Realität über die Darstellung?

Diesen und anderen Fragen widmet sich das Seminar Theorien des Komischen, wobei sich die Diskussion im Wesentlichen an wenigen, aber paradigmatischen Begriffen (wie Humor, Witz, Ironie u.a.) orientiert, nicht zuletzt mit dem Ziel, ein Bewusstsein für terminologische Distinktionen im Wirkungsgebiet des Komischen zu schaffen. Dabei werden vor allem kanonische Texte der Komik-, Humor- und Ironie-Theorie verhandelt, wie etwa Friedrich Schlegels Aufsatz „Über die Unverständlichkeit“, Henri Bergsons Essay „Das Lachen“ oder Sigmund Freuds Studie „Über den Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“. Die gemeinsame Lektüre von Alenka Zupančičs „Der Geist der Komödie“ soll die Seminardiskussion darüber hinaus auf die Komödienform und ihre spezifische Gattungslogik hin öffnen.

(Theorien des Komischen, Seminar, von 13.04.2022, Mi. 16.00 Uhr - 18.00 Uhr, Raum NG 1.741a)