Der Tod gehört zu den menschlichen Universalien und so beschäftigen sich alle Kulturen mit dem Tod. Die Art und Weise, wie mit Sterben, Tod und Trauer umgegangen wird, unterscheidet jedoch sich deutlich und offenbart Einsichten in die Kosmologie und Religion einer Kultur ebenso wie in ihre gesellschaftliche Organisation. In den Totenritualen einer Kultur offenbaren sich ihre grundlegenden Aspekte, da es sich bei ihnen um totale soziale Phänomene handelt. Der Tod wird meist kaum als privates Ereignis wahrgenommen, vielmehr löst er eine soziale Krise aus, die rituell bewältigt wird und durch die es zu einer Neuordnung der sozialen Beziehungen kommt. Der Tod ist hierbei weniger als ein punktuelles Ereignis anzusehen, sondern es handelt sich eher um einen Transformationsprozess, der sich über einen sehr langen Zeitraum erstrecken kann. Während dieses Prozesses wandelt sich nicht nur die soziale Existenz des Sterbenden bzw. Verstorbenen, sondern es vollzieht sich auch sein Übergang von der Welt der Lebenden in die Welt der Toten. Zwischen diesen beiden Welten existieren zumeist wechselseitige Beziehungen, die entscheidend für die gesellschaftliche Wirklichkeit sind und häufig spezieller Pflege bedürfen. Ziel des Seminars ist es nach einer Einführung in die grundlegenden ethnologischen Theorien zu Totenritualen anhand von ethnographischen Beispielen nicht nur einen Überblick über verschiedene Totenrituale zu geben, sondern auch ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu beleuchten. Hierbei wird deutlich werden, dass Totenrituale zum einen der Versorgung der Toten dienen, sich jedoch zum anderen mindestens ebenso sehr um die Bedürfnisse der Lebenden kümmern und durchaus auch Rituale sind, die das Leben feiern und reproduzieren.