Für Jugendliche und junge Erwachsene in westlichen Ländern ist die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien Alltagshandeln. Die Omnipräsenz des Digitalen wird im gesellschaftlichen Diskurs oft mit Risiken und Potenzialen belegt. Verlust der sozialen Interaktion, verringerte Hirnaktivität – Stichwort „Digitale Demenz” –, Vereinsamung stehen dabei leichterem Wissenszugriff und Kontaktmöglichkeiten gegenüber. Diese beispielhafte Aufzählung lässt auf ein altes Muster, das bei der Durchsetzung neuer Techniken zu beobachten ist, schließen: Apologeten stehen Antagonisten gegenüber. Trotz solcher Diskussionen lässt sich bei der Analyse von Technikfolgenabschätzungen vielmehr beobachten, dass die Möglichkeiten aus neuen Techniken Vorteile zu ziehen insbesondere auch anhand sozialer Merkmale stratifiziert sind. Solche Betrachtung besitzt eine hohe gesellschaftliche Relevanz, da spezifische Techniknutzung mit einer möglichen Reproduktion oder gar Verstärkung bestehender Ungleichheiten einhergehen kann, wenn bereits sozial privilegierte Individuen neue Technologien so nutzen, dass sie gegenüber sozial weniger stark Privilegierten einen höheren Profit erzielen können.

 

In diesem Proseminar werden verschiedene Theorien diskutiert, die sich mit diesem Zusammenhang beschäftigen. Dabei wird sowohl die Rolle der Familie als auch der Institution Schule in den Blick genommen. Gemeinsam werden wir auch ausgewählte empirische Studien zu anderen Aspekten der digitalen Ungleichheit betrachten und interpretieren.