Wolframs ‚Parzival‘ verbindet als erster deutscher Erzähltext den Artusstoff mit der Gralssage, entwirft darüber hinaus aber in höchst eigenständiger, durchaus verwirrender, oft komischer Weise komplexe Erzählwelten, in denen Artuswelt, Gralswelt und Âventiure-Welt, heidnischer Orient und christlicher Okzident in einem dichten Netz genealogischer Bezüge miteinander verflochten sind. Im Zentrum dieses Netzes steht der Protagonist Parzival, dessen Werdegang vom einfältigen Jüngling zum Gralskönig der Text erzählt. – Ein Semester reicht nicht aus, um diesen großen und höchst komplexen Roman von weltliterarischem Rang auch nur annähernd erschöpfend zu behandeln. Wir werden uns einen Handlungsüberblick verschaffen und eine Reihe wichtiger Szenen und diskursiver Zusammenhänge intensiver in den Blick nehmen, die wir uns in gemeinsamer Textarbeit und unter Berücksichtigung einschlägiger Forschungsbeiträge erschließen wollen. Die (lohnende!) Herausforderung besteht dabei nicht nur in der Bewältigung von Wolframs schwierigem und verschrobenem Sprachstil, sondern auch in der Durchdringung seines poetologischen Konzepts.