Der Kurs besteht aus einer Spring School und einem Blockseminar. 

Der erste Teil findet vom 15.-17.April 2024, täglich 10h bis 16h, statt.

Prof. Ilit Ferber und ihre Studierenden aus Tel Aiv sowie Prof. Katja Schubert (Université Paris X Nanterre) werden zu Gast in Frankfurt sein. Gemeinsam wollen wir uns dem Zusammenhang von Theorie und katastrophischer Realität stellen, ausgehend von der Lektüre von Maurice Blanchots Essay-Fragment-Sammlung L'écriture du désastre (1980) – einem in Deutschland immer noch zu wenig bekannten Meilenstein des Denkens und Schreibens nach Auschwitz. Dazu wollen wir Texte von Sarah Kofman konstellieren. Sarah Kofman ist ebenfalls eine wichtige Stimme "nach der Shoah" in Frankreich. Ihr Essay Paroles suffoqués (1987, dt. Erstickte Worte) und ihre Autobiographie Rue Ordener, Rue Labat (1994) sind Zeugnisse davon, wie innerhalb eines philosophischen Werks, das vor allem eine intensive Auseinandersetzung mit Nietzsche, Freud und Derrida darstellt, es plötzlich dringlich wird, die eigene traumatische Erfahrung von Deportation und Überleben deutlich hörbar zu machen.

Dieser erste Teil des Seminars findet in englischer Sprache statt. Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Bereitschaft, die wenigen Texte gut vorzubereiten (die Textgrundlage werden die englischen Übersetzungen sein) und an den drei gemeinsamen Arbeitstagen anwesend zu sein, mitzulesen und zu diskutieren (Unterrichtssprache ist Englisch, auch wer sich darin nicht sicher fühlt, ist willkommen, erste Erfahrungen im internationalen wissenschaftlichen Austausch zu sammeln.)

 

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Insbesondere der Ansatz von Blanchot gibt zu denken auf, dass die Shoah kein historisches und auf bestimmte Opfergruppen eingrenzbares katastrophales Ereignis ist. Wenn es keinen Ort, keinen Standort, keinen Horizont jenseits der Katastrophe gibt, was dann? Eben diese Frage stellt sich erneut – und anders – im Anthropozän, der wir im zweiten Teil des Seminars (Blockveranstaltung vom 23.-25. Mai) nachgehen wollen. Dieser Teil findet in deutscher Sprache statt. Ausgehen von Jonathan Franzens provozierenden Essay What If We Stopped Prentending (2019) (dt. Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen? Gestehen wir uns ein, dass wir die Klimakatastrophe nicht verhindern können (2020)) sollen im Seminar vor allem weibliche, dezidiert nicht-apokalyptische Denkgesten behandelt werden. Auf dem Programm stehen u.a. Ursula K. LeGuins The Carrier Bag Theory of Fiction(1986), Anna Loewenhaupt Tsings The Mushroom at the End of the World (2015) und Donna Haraways Staying with the Trouble(2016).