Fortgeschrittene Veranstaltung (BA)
Der Politischen Theorie und Ideengeschichte wird nicht selten der Vorwurf gemacht ein „Laberfach“ zu sein. Politische Theoretiker*innen lesen und reden über (oftmals alte) Texte. Sie referieren also, so zumindest der Eindruck für Außenstehende, irgendetwas, was irgendjemand anderes – nicht selten vor langer Zeit – schon einmal gesagt hat.
Bei dieser Beschreibung der „Methode“ der Politischen Theorie handelt es sich zwar sicherlich um eine Karikatur. Allerdings ist das Fach selbst an der Existenz dieser Karikatur nicht ganz unschuldig. Denn tatsächlich haben Politische Theoretiker*innen lange kaum Rechenschaft darüber abgelegt, was sie eigentlich „tun“, wenn sie Argumente von Platon, Aristoteles, Hobbes, Rousseau oder Hannah Arendt referieren. Erst in jüngster Zeit wird dieses methodologische Defizit in der Forschung angegangen. So ist seit ein paar Jahren ein verstärktes Interesse an Methodenfragen erkennbar.
Dieses neu entfachte Interesse der Forschung möchte das Seminar zum Anlass nehmen einen ersten Überblick über unterschiedliche Methoden und Ansätze zur Erforschung politischen Denkens zu geben. Es soll sich der Frage angenähert werden, was Politische Theoretiker*innen eigentlich tun, wenn sie sich auf (alte) Texte beziehen. Ist unser Interesse dann historisch, d.h. auf die Vergangenheit gerichtet? Wollen wir die gelesenen Autor*innen und ihre Zeit besser verstehen? Oder versprechen wir uns davon gar systematische Erkenntnisse für heute? Aber warum dann überhaupt auf längst verstorbene Denker*innen berufen, deren Welt mit der unsrigen nur noch wenig zu tun hat? Beziehen wir uns in rekonstruktiver Absicht auf politische Ideen, weil sie uns innovativ oder „geeignet“ erscheinen? Oder in dekonstruktiver Absicht, weil wir eine bestimmte Art des politischen Denkens als problematisch empfinden? Und warum beziehen wir uns auf manche Autor*innen, Gedanken, Reflexionen und Utopien und lassen andere wiederum links liegen?
Um diese und weitere Fragen zu beantworten erzählt das Seminar eine Geschichte der politischen Ideengeschichte. Von ihren Anfängen bei der klassischen „Ideen- und Geistesgeschichte“, über Weiterentwicklungen wie „Begriffsgeschichte“, „Cambridge School“ und „Diskursanalyse“, bis hin zu ganz aktuellen Methodendiskursen, die zumeist ein ausdrücklich systematisches Interesse für sich beanspruchen, wie „Argumentationsgeschichte“, „Theoriegeschichte in systematischer Absicht“ oder der „Challenge and Response-Ansatz politischer Ideengeschichte“. Ziel des Seminares ist es die unterschiedlichen Methoden und Ansätze zur Erforschung politischen Denkens gemeinsam zu diskutieren und vergleichend zu analysieren.
- Trainer/in: Tobias Albrecht