Die Periode zwischen dem 5. und 19. Jahrhundert ist in Westafrika eine Zeit der Superlative. Hier entstanden und verschwanden riesige Reiche, wuchsen große Handelsstädte, fanden Migrationen statt in denen sich ganze Völker zerstreuten, gab es demographische Explosionen und Katastrophen. In dieser Zeit wuchsen die Verbindungen und Verstrickungen Westafrikas mit dem Mittelmeerraum, mit Nordeuropa und der Neuen Welt. Westafrika war ein wichtiger Bestandteil der europäischen Welt und ihrer Veränderungen im Mittelalter und der frühen Neuzeit. 

Der Archäologie kommt der Großteil der Aufgabe zu, die Vergangenheit dieser Gegend zu erarbeiten, dennoch kann sie die anderen Quellenformen nicht ignorieren. Die Geschichte Westafrikas in und südlich der Sahara ist ab dem 8. Jahrhundert zunehmend aus Schriftquellen bekannt.  Zunächst sind dies Schriften aus der arabischen Welt, ab dem 15. Jahrhundert aber auch zunehmend europäische Quellen. Zudem gibt es in vielen Teilen Westafrikas detaillierte mündliche Überlieferungen über weit zurückliegende Perioden.

Dieses Seminar beschäftigt sich mit der Frühgeschichte Westafrikas. Die Arbeit an der Vergangenheit dieser Gegend stellt uns vor grundlegende Probleme in der Frühgeschichte: Wie gehen wir mit verschiedenen Wissensformen um? Können sich die Schriftquellen aus verschiedenen Weltteilen, archäologische Befunde und mündliche Überlieferung gegenseitig stützen? Ist eine zusammenhängende Frühgeschichte trotz der erheblichen Unterschiede zwischen geschichtlichen und archäologischen Quellen überhaupt möglich? Welche methodischen und theoretischen Grundlagen brauchen wir dafür?  

Im Seminar werden Studierende die Möglichkeiten und Einschränkungen frühgeschichtlicher Methoden an Beispielen aus der Vergangenheit Afrikas erarbeiten. Die hier gelernten Fertigkeiten lassen sich jedoch auch auf das Studium anderen Gegenden übertragen, so z.B. das nordeuropäische Frühmittelalter, Nord- und Südamerika und Ozeanien.

Das Seminar findet online statt und enthält vornehmlich asynchrone Inhalte, die in einer wöchentlichen synchronen Videokonferenz diskutiert werden.