Die Romantik im deutschsprachigen Raum besaß ein ausgeprägtes ästhetisches und epistemologisches Interesse für die Theorien und das Zusammenspiel dessen, was die Autor*innen als ‚Naturkräfte‘ (gern auch im Singular: ‚Naturkraft‘) bezeichneten. Formen der Anziehung und Abstoßung, der Elektrizität und des Magnetismus, Konzepte wie ‚Bildungstrieb‘, Zeugungstheorien, aber auch sprachliche, körperliche und medizinische Phänomene wurden als Kräfte der Natur diskutiert. Wie sich ‚Natur‘, die Vielzahl der Kräfte und eine allgemeine Bestimmung von ‚Kraft‘ zueinander verhalten, war dabei ein ungeklärtes Faszinosum. „Sollten die Naturkräfte gerade in gegenseitigen und individuellen Verhältnissen stehn, wie die Glieder an unserm Körper?” fragt beispielsweise Novalis in seinen Fragmenten. In der Naturphilosophie, der Medizin und in den sich um 1800 ausdifferenzierenden naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Zoologie, Botanik und Geologie wurden die Grenzen und Möglichkeiten von Naturkraft-Konzepten sowohl spekulativ als auch empirisch erprobt. Und in Texten und Bildern brachte die Romantik nicht nur ein ganzes Arsenal von Naturkräften, sondern auch deren kulturelle und ästhetische Implikationen zur Darstellung – von reisegetriebenen Gesellen, die nicht umhinkönnen, in die Fremde/Ferne zu wandern, über Figuren, die dem Wahnsinn oder der Entkräftung anheimfallen bis hin zu fatalen Naturkatastrophen.