Der Frankfurter Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas ist unter anderem dafür bekannt, die Idee einer intersubjektiven, kommunikativen Rationalität mit der kritischen Analyse moderner kapitalistischer Gesellschaften, ihrer Massenmedien und den Institutionen repräsentativer Demokratie verbunden zu haben. Sein Konzept des herrschaftsfreien Diskurses und von Öffentlichkeit als einer selbstorganisierten kommunikativen Form, die den herrschenden Autoritäten eine „Autorität des Arguments“ entgegenzustellen vermag, haben nicht nur wesentlich zu Habermas Geltung als ‚public intellectual‘ beigetragen. Darüber hinaus haben diese Ideen auch ein bemerkenswertes Eigenleben in der Selbstverständigung der Universitäten entwickelt. Umso mehr mag es verwundern, dass Habermas als Referenz im erziehungswissenschaftlichen Diskurs aus der Mode gekommen zu sein scheint – zu Unrecht? Im Seminar wollen wir eine pädagogische Lektüre einer Auswahl von Texten aus dem Themenkreis Öffentlichkeit, Universität und Diskurs unternehmen. Welche Perspektiven lassen sich in Auseinandersetzung mit dem habermasianischen Denken beispielsweise auf die Bedeutung wissenschaftlicher Lernprozesse in der Demokratie, auf das Allgemeine der Bildung und auf die Bedeutung von Differenz sowie auf Fragen der Generationalität gewinnen?