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Als Schriftstellerin tätig zu sein, war für viele Frauen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert aus gesellschaftlichen und kulturpolitischen Gründen nicht möglich. Wenn ihre Schriften tatsächlich publiziert wurden, stand das Schreibprojekt häufig unter männlicher Patronage (Ehemänner, Herausgeber, Verleger usw.) – die Urheberinnen der Texte wurden dabei zumeist qua Anonymisierung und Pseudonymisierung unsichtbar gemacht. Das Übersetzen wiederum bot einer Reihe von Frauen um 1800 (einem Zeitalter, in dem sie allmählich auch als Berufsschriftstellerinnen und ‑übersetzerinnen arbeiten konnten) eine Chance zur Teilhabe am literarischen Feld. Eine Reihe von Autorinnen ‚tarnte‘ dabei eigene Schriften als Übersetzungen, andere prägten ihre Übersetzungen mit eigenen Perspektiven und poetischen Formen, indem sie kreative und performative Strategien des Übersetzens zur Maßgabe machten. Auf diese Weise schrieben sie sich oftmals ungesehen (und in der Folge z.T. auch von der literaturwissenschaftlichen Forschung übersehen) in die deutschsprachige Literaturgeschichte ein. In diesem Zusammenhang darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass das Übersetzen um 1800 – nicht nur, aber vor allem in der früh/romantischen Theorie – als konstitutiver Bestandteil ästhetischer Theorie und literarischer Praxis aufgefasst wurde. Auch für viele Schriftstellerinnen der Zeit war das Übersetzen und/als Schreiben sowohl in poetologischer als auch zum Teil existenzieller Weise intrikat miteinander verzahnt.

Das Seminar widmet sich den Texten von Schriftstellerinnen aus der Zeit zwischen 1750 und 1850, die schreibend übersetzten und von Übersetzerinnen, die ihre Übersetzungen zu eigenen Schriften machten. Gefragt wird dabei nach den ästhetischen und kulturpolitischen Verfahren der Texte sowie nach ihren Produktions- und Publikationskontexten. Dabei soll der kulturhistorische Stellenwert des Übersetzens um 1800 ebenso beleuchtet werden wie die kreativen Praktiken der Übersetzerinnen, mit denen sie ihre Autorinschaft begründeten. Übersetzungen aus dem Englischen (und z.T. aus dem Französischen) in die deutsche Sprache stehen dabei im Zentrum des Interesses.

Eine Exkursion ist das Deutsche Romantik-Museum in Frankfurt ist im Rahmen des Seminars geplant.


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