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Larissa Kampert (FB 10, Allgmeiene und vergleichende Literaturwissenschaft)
Dr. Lea Gekle (FB08, Philosophie)
Übersetzen bedeutet einen Bezug zu etwas Anderem, vielleicht gänzlich fremd Erscheinenden, herzustellen. Wir übersetzen für gewöhnlich Texte, die wir nicht selbst verfasst haben, aus einer Sprache in eine andere, aus einem sozio-kulturellen und historischen Kontext in einen anderen. Übersetzen ist daher eine Form des Dialogs, der Auseinandersetzung und Zwiesprache, eine Art und Weise mit Differenz(en) umzugehen.
Dadurch berührt das Übersetzen auch immer politische und ethische Fragen, denn diese Bezugnahme kann sehr unterschiedliche Formen annehmen: „Die Beziehung zum Anderen hat viele Namen: Abstoßung, Sklaverei, Kolonialisierung, Nächstenliebe, Akkulturation, Integration. Aufnahme, Gastfreundschaft, Öffnung, Gegenseitigkeit, Erfindungsreichtum“*, schreibt Barbara Cassin in ihrem Band Éloge de la traduction – Compliquer l’universel (Lobrede auf die Übersetzung – Das Universale verkomplizieren). Sie knüpft hier an einige Leitideen des von ihr geleiteten Wörterbuchprojekts Vocabulaire européen des philosophies – Dictionnaire des intraduisibles (Das europäische Vokabular der Philosophien – Ein Wörterbuch der Unübersetzbaren) an, das ein emphatischer Einsatz für die Übersetzung in der europäischen Geistesgeschichte ist und dabei philosophische Ansätze kritisiert, die vornehmlich um die Bildung möglichst allgemeingültiger, universaler, Begriffe bemüht sind, aber denen die Sprachenvielfalt entweder gleichgültig oder gar ein Ärgernis ist. Doch was heißt das genau, dass Übersetzen eine Denk- und Sprachpraxis ist, die das Universale „verkompliziert“? Wann ist das Übersetzen eine öffnende, pluralisierende Geste, die komplexe Zusammenhänge greifbar machen kann, wann eine der simplifizierenden Aneignung, Appropriation und Assimilation, wie es z.B. Gayatri Chakravorty Spivak und Tiphaine Samoyault in ihren Ansätzen deutlich stärker hervorheben? Diesen Fragen wollen wir im Seminar nachgehen und mit zeitgenössischen politischen und universalismuskritischen Theorien verbinden. Hier werden wir uns, vor allem unter Rückgriff auf Autor:innen wie Sandra Harding, Elisabeth Grosz und Linda Alcoff für die epistemische, unter Bezugnahme auf Étienne Balibar und Jacques Rancière für die politisch-normative und mithilfe von Frantz Fanon für die geschichtsphilosophischen Universalismuskritiken interessieren.
Bei Fragen zum Seminar melden Sie sich gerne bei Larissa Krampert (krampert@em.uni-frankfurt.de) und Lea Gekle (lea.gekle@u-picardie.fr) per Mail an. Sobald wir Ihre Kontaktdaten erhalten haben, melden wir uns rechtzeitig mit allen weiteren Informationen zum Blockseminar und lassen Ihnen die Texte, die wir gemeinsam lesen wollen, zukommen.
* Barbara Cassin: «entre», in: dies.: Die Unübersetzbaren – Drei Essays. S. 86.
- Trainer/in: Larissa Krampert