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Shir ha shirim, das sog. Hohelied, ist ein erotisches Gedicht innerhalb der Hebräischen Bibel. Es gehört zu den kontroversesten und zu den am häufigsten kommentierten und interpretierten Schriften des biblischen Kanons; obwohl es nur acht kurze Kapitel umfasst, füllen die Schriften zum Hohelied in der jüdischen und christlichen Tradition ganze Bibliotheken. Dabei eignet ihm eine singuläre Position zwischen Literatur und Religion. Das Hohelied ist einerseits einer der wirkmächtigsten Texte der Liebesliteratur, und andererseits einer der kontroversesten und meistausgelegten ‚heiligen Texte‘ der westlichen Geistesgeschichte. Sein überbordendes Zelebrieren intimster Erotik und explizitester Zärtlichkeit, dargeboten mit der exquisitesten poetischen Schönheit und geradezu maßlosem metaphorischem Reichtum, hat die Bildsprache der westlichen Liebesliteratur geprägt wie kein zweiter Text. Zugleich hat die jüdische wie auch die christliche Auslegungsgeschichte eine Vielzahl an allegorischen Interpretationen hervorgebracht, um seine eklatante Erotik zu sublimieren und seinen Platz im biblischen Kanon zu rechtfertigen. Während das Hohelied also das Genre der Liebesliteratur in unvergleichlicher Weise beeinflusst hat, hat es zugleich das moderne Verständnis von Auslegung und Interpretation entscheidend geprägt. Diesem Verhältnis geht der von Prof'in Dr. Caroline Sauter angebotene Lektürekurs nach. Dabei wird zum einen der biblische (hebräische) Text selbst in Gänze einem close reading unterzogen, zum anderen werden exemplarische Übersetzungen, Interpretationen und Adaptionen des shir ha-shirim aus der jüdischen wie christlichen Auslegungsgeschichte vorgestellt und diskutiert.
- Trainer/in: Anna Franke
- Trainer/in: Caroline Sauter