Sommersemester 2023

Angesichts der globalen Klimaerwärmung mit katastrophalen Folgen sind umfangreiche und zielgerichtete Anstrengungen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft notwendig, um die Klimaneutralität in sämtlichen Lebensbereichen möglichst schnell zu erreichen. Allerdings stagnieren insbesondere im Verkehrssektor die Treibhausgas-Emissionen seit Beginn der klimapolitischen Bemühungen auf internationaler Ebene in den 1990er-Jahren auf konstant hohem Niveau.

Das Seminar wird sich inhaltlich mit Grundbegriffen der geographischen bzw. sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung, politischen Perspektiven auf Mobilität, verkehrlichen Aspekten zu Raum, Gesellschaft, Umwelt und Politik sowie dem Thema der nachhaltigen Mobilität beschäftigen. Abschließend sollen Möglichkeiten und Herausforderungen einer sozial-ökologisch verträglichen Mobilitätstransformation diskutiert werden.

Im methodischen Bereich beinhaltet das Seminar mehrere Übungen zum akademischen Lesen, Argumentieren und Schreiben, die die Studierenden auf die Hausarbeit als Modulabschlussprüfung vorbereiten.


Grundlage für die Analyse von etablierten Verkehrs- und Mobilitätssystemen ist die Feststellung, dass diese durch eine räumlich disparate Verteilung, eine sozial privilegierte Zugänglichkeit sowie eine via Externalisierung ungleiche Betroffenheit von ökologischen Folgekosten zu erfassen sind. Wahrgenommene Ungerechtigkeiten in Bezug auf Verkehr und Mobilität sind entsprechend Anlass für soziale Aushandlung sowie politischen Konflikt und begründen somit auch die Relevanz einer empirisch basierten Mobilitätsforschung. Auf transformativer, verkehrsgestaltender Ebene stellt sich darüber hinaus die Frage, wie Planungswissen, Verkehrspolitik und Mobilitätspraktiken so modifiziert werden können, dass ein multi-skalarer Begriff von Mobilitäts(un)gerechtigkeiten in Entscheidungsprozesse sinnvoll implementiert werden kann.

Vor diesem Hintergrund diskutieren wir zunächst die theoretischen Grundlagentexte zur Forschungsrichtung der mobility & transport justice studies und beschäftigen uns mit aktuellen Herausforderungen der transformativen Verkehrsforschung und -planung. Schließlich soll es gelingen internationale Fallbeispiele der Verkehrswende auf Grundlage der gelernten Theorien kritisch zu hinterfragen.


Der Begriff „Verkehrswende“ existiert seit den 1990er Jahren als politisches Schlagwort und ist in den letzten knapp zehn Jahren im öffentlichen Diskurs immer prominenter geworden. Das Thema einer sozial-ökologischen Transformation von Verkehr und Mobilität erfährt also politisch und gesellschaftlich eine große Aufmerksamkeit.
Aus einer sozialkonstruktivistischen Sicht ist es relevant, den Diskurs um Verkehr und Mobilität in diesem Zusammenhang genauer zu untersuchen: welche Annahmen liegen unserem Verständnis einer Verkehrswende zugrunde? Was ist für die Zukunft vorstellbar? Was ist unvorstellbar? Was wird politisch ausgehandelt und was scheint unveränderbar?
In diesem Seminar wollen wir eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf das Thema Verkehrswende einnehmen unter Berücksichtigung deutsch- und englischsprachiger Literatur zur Zukunft des Verkehrs. Methodisch werden Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens sowie des Textverständnisses und Schreibens erarbeitet.

Einführung in die Wirtschaftsgeographie. In der Vorlesung entwickeln Studierende ein Verständnis über die räumliche Organisation wirtschaftlicher Prozesse und die Probleme ungleicher wirtschaftlicher Entwicklung. Welche Folgen hat die Globalisierung für die Lebensverhältnisse in den Regionen der Welt? Studierende erlernen Begriffe und Theorien, mit denen sie zentrale und aktuelle wirtschaftsgeographische Forschungsprobleme darstellen und diskutieren können.


In dem Lehrforschungsprojekt sollen Optionen zur Gestaltung einer Mobilitätswende im Mittelpunkt stehen.

Die Forschungsarbeiten werden von Kleingruppen durchgeführt, die im Wintersemester einen Projektantrag entwickeln, der dann in der vorlesungsfreien Zeit und im Sommersemester umgesetzt wird.

Im Wintersemester stehen entsprechend Literaturarbeit und die Entwicklung einer Fragestellung im Mittelpunkt, im Sommersemester die empirische Umsetzung, die Analyse sowie die Präsentation der Ergebnisse.

Mögliche Themen wären z.B.:

  • neue Wohngebiete/ autoreduziertes Wohnen
  • Sperrung Nordmainisches Ufer
  • Bürgerticket
  • Mobilität zu Fuß
  • Parken und Parkraummanagement
  • Sharing-Dienstleistungen
  • Fahrrad
  • Radentscheid
  • Governance
  • Logistik im Quartier

Das Konversionsgebiet Lincoln‐Siedlung in Darmstadt ist ein Modellquartier zur Erprobung von wohnstandortbezogenem Mobilitätsmanagement, auto‐reduziertem Wohnen und Sharing‐Angeboten (Car‐ und Bike‐Sharing). Ziel dieser Maßnahmen ist es, die private Pkw‐Nutzung deutlich zu verringern. Im Rahmen des Seminars
untersuchen wir, inwiefern sich Mobilitätsverhalten und Verkehrsmittelnutzung der Bewohner*innen im Vergleich zu der Zeit vor ihrem Umzug in die Lincoln‐Siedlung verändert haben. Im Zusammenhang damit fragen wir, welche individuellen, raumstrukturellen und angebotsseitigen Faktoren ausschlaggebend waren für eventuelle Verhaltensänderungen.